Geschichten aus der Diakonie Münster, Meldung

Beratungs- und BildungsCentrum zeigt Wege aus der Sucht

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Das Team der Suchtberatung der Diakonie Münster bietet ein in Münster einzigartiges Konzept an.

Suchberatung des BBC - für Ratsuchende und Angehörige kostenlos und flexibel

„Der Mensch ist viel mehr als seine Sucht.“

Christian Heuck, Berater im Beratungs- und BildungsCentrum

„Ich kann damit nicht aufhören. Nichts Anderes herrscht mehr in meinem Kopf als der Drang, damit weiterzumachen“, solche oder ähnliche Sätze hört das Team der Suchtberatung häufig, wenn es von Ratsuchenden konsultiert wird. Gemeint ist beispielsweise eine starke Sehnsucht nach Alkohol, ein problematisches Kaufverhalten oder Pornosucht, weshalb Menschen im Beratungs- und BildungsCentrum der Diakonie Münster (BBC) nach einem Gesprächstermin bitten. „Für Ratsuchende ist ein Gespräch mit uns teilweise der erste Schritt“, so Marion Lischka, Beraterin im BBC.

Der Weckruf

Es klingt paradox, aber Sucht bietet auch Vorteile: Sie treibt Menschen an, macht teilweise euphorisch oder wirkt beruhigend. Damit soll an dieser Stelle keine Werbung für erhöhten Suchtmittelkonsum gemacht werden, denn die Wahrheit ist: Abhängigkeiten schaffen Probleme, die man vielleicht vorher nicht hatte – und sie treibt einen in Problematiken, die ab einem gewissen Punkt ohne professionelle Unterstützung kaum noch zu stemmen sind. „Wir funktionieren solange noch gut, wie der Konsum uns etwas bringt“, so Franz Josef Wille, Berater im BBC.

Ein Kontrollverlust auf dem Schützenfest durch zu viel Zuspruch gegenüber Bier und Schnaps beispielsweise kann problematisch und gefährlich sein, deutet jedoch nicht unbedingt auf eine Abhängigkeit hin. Wird das zum Standard, liegt ein Problem vor. Im Laufe der Zeit kommen Nachteile dazu: die Partnerschaft leidet unter der Sucht, der Arbeitgeber merkt, dass der Mitarbeitende nicht mehr zuverlässig seine Arbeit erledigt, der Arzt diagnostiziert schlechte Leberwerte oder Bluthochdruck. „Es stellt sich dann die Frage, ob diese Nachteile für Betroffene noch verkraftbar sind und man aus der Sucht noch so etwas wie einen vermeintlichen Gewinn zieht. Wenn der Nachteil größer wird als der Vorteil, dann sind viele Menschen bereit, etwas zu verändern“, so Wille.

Wege aus der Sucht: Beratung mit Herz und Verstand

Die Beraterinnen und Berater des BBC begleiten mit pädagogischen, beratenden und auch therapeutischen Elementen, wenn es um Alkohol, Medikamente und andere legale Suchtmittel geht. Sei es der Blick auf die Lebensgeschichte oder die Anregung, ein Trinktagebuch zu führen; ein Haushaltsbuch vielleicht, wenn der Verdacht einer Kaufsucht besteht.  Häufig regen die Beraterinnen und Berater auch zum Ausprobieren anderer lebenspraktischer Verhaltensweisen an. Mit ihrer Kompetenz – einer Mischung aus einem hohen Maß an Professionalität, Lebenserfahrung und Empathie – dienen die Mitarbeitenden des BBC den Ratsuchenden auf ihrem Weg aus der Sucht als eine Art Katalysator. Das Team ist stark durch seinen multidisziplinären Ansatz. Die Expertinnen und Experten bringen ihre Kompetenz ein – und die ist vielfältig und daher so kostbar.

Die freie Wahl

Impulse geben, nicht bewerten. Das ist das Motto der Beraterinnen und Berater. Kontrolliertes Trinken kann beispielsweise für manche Abhängige ein Weg sein, den sie wählen. Das Kontrollsystem müssen sie selbst bestimmen. Es gibt Menschen, die sich für die Sucht entscheiden. Das akzeptieren die Beraterinnen und Berater. „Wir sind nicht diejenigen, die diese Menschen dann zwingend auf einen anderen Weg führen“, so Franz Josef Wille. „Manchmal bedeuten Veränderungen große Einschnitte in das bisherige Leben – manche Menschen wollen das vermeiden und entscheiden sich so weiterhin für die Sucht“, erklärt Bereichsleiterin Heike Liebrecht.

Einzigartiges Angebot in Münster

Neben einem kompetenten Beratungsteam gibt es weitere gute Gründe, sich als Ratsuchende an das Beratungs- und BildungsCentrum zu wenden: Die Menschen können selbst entscheiden, wie oft sie die Beratung in Anspruch nehmen. Manchen Ratsuchenden reicht ein Gespräch, um sich danach selbst mit der Problematik auseinanderzusetzen oder vereinbaren nach Monaten ein weiteres Gespräch; andere möchten bereits eine Woche später einen Beratungstermin wahrnehmen.

Hinzu kommt, dass das Angebot kostenlos ist. Anders als beispielsweise bei Therapien im Sinne der Kostenträger werden die Angebote des BBC nicht von Krankenkassen finanziert. „Das ist letztendlich auch der große Vorteil unseres Beratungsangebotes: Wir können Menschen so lange begleiten, wie sie es wünschen und wie wir auch einen Sinn darin sehen“, so Marion Lischka, Sozialpädagogin im Team der Suchtberatung. Für Angehörige gilt im Übrigen dasselbe.

Beratung in verschiedenen Lebenslagen – und alles unter einem Dach

Auch andere Lebensbereiche, die aufgrund der Abhängigkeit in Schieflage geraten sind, können auf Wunsch der Klientinnen und Klienten in den Blick genommen werden. Ratsuchende sind dabei nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen, die Partnerin, der Partner. Probleme im Beruf bis hin zum Jobverlust, der Führerscheinentzug, wachsende Schulden – all das wirkt wie ein Brandbeschleuniger: „Die Kombination zwischen Sucht und psychischen Erkrankungen kommt häufig vor“, berichtet Lischka. „Wir erleben es immer wieder, dass Suchtmittel oder bestimmte Verhaltensweisen dazu genutzt werden, um psychische Erkrankungen nicht so weit aufbrechen zu lassen. Alkohol verstärkt jedoch letztlich Depressionen.“ Während Ratsuchende bei einer monothematischen Beratungsstelle ausschließlich ihre Suchtproblematik besprechen können, steht das Beratungs- und BildungsCentrum der Diakonie für kompetente Beratung in verschiedenen Lebenslagen – und alles unter einem Dach. Sei es beispielsweise die Schuldnerberatung, die Lebens-, Ehe- und Paarberatung und die Familien- und Erziehungsberatung – auch bei der MPU zur Rückerlangung der Fahrerlaubnis bietet das BBC Hilfen an und zeigt Wege auf.

Das BBC ist mit seinem Angebot auch ein wichtiger Baustein für Menschen, die bereits eine Therapie gemacht haben. „Wir schauen, was passt, welches Netz wir aufspannen. Manchmal kommen Menschen zu uns, die aus einer Klinik entlassen wurden oder eine Nachsorge machen“, so Marion Lischka, Sozialpädagogin im BBC. „Wir sind froh darüber, dass wir flexibel mit den Menschen arbeiten können und dass wir uns aufgrund unserer Finanzierungsstruktur diese Flexibilität leisten können.“

 

„Mit welchen Haltungen, mit welchen Methoden können wir mit dem Menschen arbeiten, der vor uns sitzt? Das sind die Fragen, die wir uns als Beraterin oder Berater stellen. “

Franz Josef Wille, Berater im Beratungs- und BildungsCentrum der Diakonie Münster