„Soziale Stadtgesellschaft ist in Gefahr“
| Meldung
Wohlfahrtsverbände kritisieren Haushaltsentwurf / Nicht bei Schwächsten sparen
Wie werden die angekündigten Einschnitte im sozialen Bereich die Stadtgesellschaft verändern? Diese grundsätzliche Frage stellen die Wohlfahrtsverbände in Münster. Grund sind die von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen drastischen Kürzungen in den Bereichen Soziales, Jugend und Integration. „Die Politik darf diese Kürzungen nicht mittragen und muss sich für eine sozial nachhaltige Stadt einsetzen“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Wohlfahrtsverbände.
Denn aus Sicht von AWO, Caritas, Diakonie, DRK und Paritätischem kann es auf die grundsätzliche Frage nur eine Antwort geben. „Wir wollen doch alle in einer Stadt Münster leben, in der der soziale Frieden gewahrt ist und alle Menschen gute Perspektiven haben“, sagt Julia Gakstatter, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Münster.
Das bedeute gute Bildungschancen und Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Das bedeute suchtkranke, wohnungslose, überschuldete, pflegebedürftige, arme oder sozial benachteiligte Menschen nicht am Rand stehen zu lassen. Das bedeute zugewanderte Menschen in Münster zu integrieren, „Wir müssen hinschauen, beraten, unterstützen und fördern, so schaffen wir Zusammenhalt, der wichtiger ist denn je“, betont Julia Gakstatter. Das mache auch haushaltspolitisch Sinn, weil dadurch gesellschaftliche Folgekosten vermieden werden.
Münster habe sich immer als eine soziale und engagierte Stadt verstanden. Dort sind die Wohlfahrtsverbände mit ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden tief verwurzelt. Diese engagieren sich für Werte wie Nächstenliebe, Solidarität, Humanität oder den Gedanken der Selbsthilfe: Allen liegen die Stadt und ihre Menschen am Herzen. „Das, was Verwaltung und Land vorhaben, ist ein Kahlschlag. Diese Wurzeln einer sozial nachhaltigen Stadt dürfen aber nicht gekappt werden. Denn sonst verdorren Angebote der Hilfe und damit wäre Münster nur noch für eine bestimmte Klientel lebenswert“, betonen die Wohlfahrtsverbände.
In der Konsequenz würde das Münster spalten und auch die Demokratie gefährden. „Denn wenn Bürger und Bürgerinnen das Gefühl haben, mit ihren Sorgen und Nöten nicht mehr wahrgenommen zu werden, sorgt dies für Verdruss und Unmut.“ Deshalb fordern AWO, Caritas, Diakonie, DRK und Paritätischer die im Rat vertretenen Parteien auf, nicht bei den Schwächsten zu kürzen. Stattdessen gebe es Einsparmöglichkeiten in anderen Politikfeldern. „Es steht sozial viel auf dem Spiel. Für Gespräche mit den Fraktionen sind wir jederzeit bereit“, sagt Julia Gakstatter für die beteiligten Wohlfahrtsverbände.
Quelle: Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Münster