Ehrenamt in der Jugendhilfe
| Geschichten aus dem EhrenamtZum Gespräch mit Peter Umlauf trifft man sich am besten im Garbo, einem Café im Mauritzviertel. Auf Mauritz ist er zuhause, das Café nennt er sein zweites Wohnzimmer.
Die Gäste und das Personal kennen den sympathischen 65-Jährigen gut. Hier sitzt er, liest, trinkt seinen Caffè Americano und trifft alte Bekannte. Bereits bevor er in Rente ging, dachte Umlauf über seine zukünftige Lebensgestaltung nach. Für sein Rentnerdasein konnte er sich einiges vorstellen: Japanisch lernen, vielleicht in Germanistik oder Sportwissenschaften promovieren. „Ich möchte kein einsamer, chronisch übellauniger alter Mann werden“, so das Fazit des 65-Jährigen. Wie ein Ehrenamt das Leben verändern kann…
Sinnvoll Zeit schenken nach dem Berufsleben
Vorausschauend dachte Peter Umlauf über eine sinnstiftende Aufgabe nach. „Ich musste etwas tun, um unter Leute zu kommen“, sagt Umlauf. Bei der Stiftung „Bürger für Münster“ informierte er sich über Möglichkeiten einer ehrenamtlichen Tätigkeit. „Für die Wohngruppe „Esperas“, einem Angebot der Kinder-, Jugend- und Familiendienste, wurden Menschen gesucht, die ehrenamtlich Deutsch als Fremdsprache unterrichten. Für Umlauf war das genau die passende Herausforderung. Zweimal in seinem Leben machte er den Anlauf für ein Dasein als Lehrer, doch es kam anders. Nachdem er 1984 das Erste Staatsexamen als Lehrer für Deutsch und Sport in der Tasche hatte, waren die Stellen rar und Umlauf schlug eine ganz andere berufliche Richtung ein. „Da ich nämlich ohne H schreiben konnte, ein Auto besaß und gelernt hatte, eine Kamera zu benutzen“, wie er sagt, begann er zunächst als Sportjournalist und später als Lokalredakteur. Mit 57 Jahren beendete er seine Zeit bei der Presse – und startete einen neuen Versuch als Lehrer. 27 Jahre nach dem Ersten Staatsexamen absolvierte er sein Referendariat – und hatte wieder kein Glück, eine Stelle zu bekommen.
„Ich habe mich dem Staat zweimal als engagierter Deutsch- und Sportlehrer angeboten. Er hat die Karte nicht gezogen. Jetzt engagiere ich mich woanders.“
Peter Umlauf, Ehrenamtler in der Sprachförderung der Kinder-, Jugend- und Familiendienste
„Sport verbindet“ - Sprachförderung und Fitnesstraining
So entschied er sich für die Sprachförderung in den Kinder-, Jugend- und Familiendiensten (KJFD) der Diakonie Münster. Jeden Donnerstagnachmittag unterrichtet er einen Jugendlichen aus der Esperas Wohngruppe. Hier leben junge Männer, die als unbegleitete Minderjährige aus verschiedenen Krisengebieten kommen, so auch Saidou. Er kommt aus Guinea. Als er in Deutschland ankam, beherrschte er neben seinem Stammesdialekt nur die Muttersprache Französisch. „Für mich war das eine große Herausforderung. Aus meiner Schulzeit konnte ich noch ein paar Brocken Französisch“, so Umlauf. Verständigung stellt für den kreativen Münsteraner jedoch kein großes Problem dar: „Wir kamen singend, tanzend und malend ins Gespräch“, erinnert er sich lachend an die Anfänge seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Nach acht Monaten hat Saidou gute Fortschritte gemacht und freut sich auf die Unterrichtsstunde mit Peter Umlauf.
Saidou hat einen gesicherten Aufenthaltsstatus. Morgens geht er zur Schule, lernt dort intensiv Deutsch und auch die regulären Schulfächer, donnerstags vertieft er mithilfe von Peter Umlauf seine Sprachkenntnisse. Saidou hat in den letzten Monaten einen großen Sprung nach vorne gemacht. „Er entwickelt sich“, so Umlauf. Nach dem einstündigen Sprachförderungsunterricht betreut Peter Umlauf die Jugendlichen im zum Haus gehörenden Fitnessraum, der aus Spenden finanziert wurde und den Jugendlichen zum Auspowern dient. „Sport verbindet“, so Umlauf. „Messie und Ronaldo kennt jeder, man kommt darüber gut ins Gespräch.“ Im Fitnessraum hängt auch ein Boxsack, an dem fleißig trainiert wird. „Was mancher hier an Kraft lässt, ist auch ein Beitrag zur inneren Sicherheit“, sagt Umlauf lächelnd.
Einen sinnvollen Beitrag zum Gemeinwohl
Rückblickend ist Peter Umlauf über seine Entscheidung, sich ehrenamtlich zu engagieren, sehr glücklich: „Mittwochs freue ich mich schon auf meine Aufgaben am Donnerstag. Man kommt unter Leute und sieht, wie sie sich weiterentwickeln“, so Umlauf. „Ich trage zum Gemeinwohl bei und bin dadurch zufriedener.“ So hilft Umlauf letztendlich jungen Menschen, um sich auch selbst zu helfen. Und vom chronisch übellaunigen alten Kauz keine Spur!