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„Fassungslos in der neuen Heimat“

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Esperas heißt Hoffnung - das vermitteln die Mitarbeitenden in der gleichnamigen Wohngruppe den dort lebenden jungen Männern.

Fassungslos und erschrocken sitzen die Menschen vor den Bildern, die sie in den täglichen Nachrichten aus Afghanistan erreichen. Diese rufen sämtliches Mitgefühl mit den dort von den Taliban verfolgten Menschen hervor. Man fragt sich auch: Wie geht es den in Deutschland lebenden, aus Afghanistan Geflüchteten, wenn sie diese Bilder sehen?

M. ist einer von ihnen: Er kam vor drei Monaten nach Deutschland und lebt mittlerweile in der Wohngruppe Esperas der Kinder-, Jugend- und Familiendienste der Diakonie Münster in Angelmodde. Seit einer Woche aber findet er durch die aktuellen Nachrichten nicht mehr zur Ruhe und nur noch wenig Schlaf.

M. hat seine Familie in Afghanistan verlassen, da er und sein Vater von den Taliban als Kämpfer rekrutiert werden sollten. Beide wollten aber nicht kämpfen, also wurde M. von seiner Familie nach Europa geschickt. Sein Vater ist zurück geblieben, aber vor den Taliban untergetaucht. Kraft und Stärke zog M. seitdem immer aus den Kontakten über einen Messenger zu seiner Mutter. Da nun die Taliban die Macht übernommen haben, ist der Kontakt zu ihr für sie zu gefährlich geworden, da M. als Verräter gilt.

Ihn treibt die Sorge um das Wohlergehen seiner Mutter um. Hat sie den riskanten Versuch gewagt, zum Kabuler Flughafen zu gelangen, hat sie es auf einem anderen Wege aus dem Land geschafft, lebt sie überhaupt noch?

Die Betreuungskräfte der Wohngruppe können M. bei der Beantwortung dieser quälenden Fragen leider nicht helfen. Dafür haben sie immer ein offenes Ohr für ihn, sie hören zu, sie fragen nach. „Es ist gut, dass wir füreinander da sind und unseren Jugendlichen in ihren Krisen beistehen können“, so Tobias Bünger. Sie lassen ihn auch einfach mal in Ruhe, wenn er nur für sich alleine in seinem Zimmer sein möchte. Und sie versuchen ihm und seinen übrigen afghanischen Mitbewohnern auch die Möglichkeit der Zerstreuung und Ablenkung zu geben. So organisierten M. und seine Freunde am Wochenende auf dem Gelände eine kleine Gartenparty, bei der gegessen, geredet und trotz all der großen Sorgen auch mal wieder gelacht wurde.