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Große öffentliche Aktion weist auf Mangel in der Pflege hin

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Mitarbeitende in der Pflege leisten hervorragende Arbeit. Dennoch gerät die Pflege schon jetzt an ihre Grenzen. In der Zukunft wird die Zahl der Pflegebedürftigen weiter steigen. Unter dem Motto „Wir könn(t)en Pflege“ kamen am Mittwoch, 25. Januar, mehr als 500 Menschen auf dem Münsteraner Prinzipalmarkt zusammen, um auf diese Situation aufmerksam zu machen. Zu der öffentlichen Aktion aufgerufen hatte das Bündnis „Starke Pflege in Münster“.  

Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Watermeyer über die Not der Menschen, die Pflege dringend benötigen und die Not der Pflege selbst.

“Ich demonstriere dafür, dass die Pflege sichtbar wird”, sagte Burkhard Nierhaus, Pflegefachkraft bei der Diakonie Münster. Die Aktion setzte sich auch für mehr Aufmerksamkeit für die Pflege in Öffentlichkeit und Medien ein.

Fünf bis zehn Anfragen gehen täglich beim ambulanten Pflegedienst der Diakonie Münster ein, rund 30 im Monat bei den stationären Seniorenzentren. Lediglich ein Bruchteil davon kann erfüllt werden – eine dramatische Situation für die Angehörigen. „Das lässt einen nicht kalt“, sagt Ulrich Watermeyer, Geschäftsführer der stationären und ambulanten Seniorenhilfe der Diakonie Münster, der sich zusammen mit den anderen Akteuren im Bündnis „Starke Pflege in Münster“ für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Pflege und mehr Kapazitäten stark macht.

„Pflege ist für unsere Gesellschaft unverzichtbar“, sagte die ehrenamtliche Bürgermeisterin Maria Winkel (SPD) zu Beginn der Kundgebung auf dem Prinzipalmarkt und zollte den anwesenden Pflegekräften ihren Respekt. Die Stadt Münster stehe an ihrer Seite.

In seiner Rede als Sprecher des Bündnisses „Starke Pflege in Münster“ führte Watermeyer zentrale Probleme an, denen sich die Pflege derzeit gegenübergestellt sieht. Problematisch sei die Bürokratie, die erhebliche personelle Ressourcen binde. Jährlich müssten zehn verschiedene Prüfungen durchlaufen werden. Dieses koste Zeit und Kapazitäten, die besser eingesetzt werden könnten. Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland kämen, um in der Pflege zu arbeiten, seien einer unbegreiflichen Arroganz ausgesetzt. Das Arbeiten werde ihnen durch geltende Reglements erheblich erschwert. Dabei werden Arbeitskräfte dringend gebraucht. Gerade der Personalmangel stellt eines der Grundprobleme in der Pflege dar.

„Wir könn(t)en Pflege“ war der Tenor, den das Publikum immer wieder durch Applaus unterstützte. Ziel sei es, so Watermeyer, konstruktive Lösungswege aufzeigen. Zusammen fordert das Bündnis eine umfassende Reform des Pflegeversicherungsgesetzes, die Entbürokratisierung für mehr Zeit für die Pflege, eine Digitalisierung zur Entlastung der Mitarbeitenden sowie eine größere und bessere Wahrnehmung von Pflegearbeit, die weniger von Mängeln und Defiziten geprägt ist.

Mit einem lauten Hupkonzert rollten die rund 100 Fahrzeuge der ambulanten Pflegedienste über den Prinzipalmarkt. Es war ein sichtbares Zeichen für dringenden Handlungsbedarf.

Buchautor Norbert Nientiedt berichtete im Rahmen des umfangreichen Bühnenprogramms von der Kampagne „Starke Pflege – Starke Typen“ und dem damit verbundenen Buchprojekt „Menschen pflegen, das ist meins“. Im Interview gaben Burkhard Nierhaus und Mostafa Othmann, beide selbst aus der Pflege, eine tatkräftige Ermutigung in dieses Berufsfeld zu kommen. Authentisch schilderten sie, was es für sie selbst bedeutet, in der Pflege zu arbeiten.

Karnevalsprinz Mario I und Moderator Jochen Temme gaben gegen 15 Uhr dann den Startschuss für einen Autokorso aus rund 100 Fahrzeugen der ambulanten Pflegedienste auf dem Prinzipalmarkt. Hiermit wurden die unsichtbaren Warteschlagen vor den ambulanten Diensten und stationären Einrichtungen verdeutlicht.

Zu den Rhythmen der Band „The Dandys“ ging eine Aktion zu Ende, die es geschafft hat, mehr Aufmerksamkeit für ein Thema zu leisten, das jeden irgendwann betrifft und damit hohe gesellschaftliche Relevanz besitzt.

 

 

Große Solidarität mit den Pflegekräften auf dem Prinzipalmarkt

 

Eine wichtige Aktion für mehr Sichtbarkeit in der Pflege, die eine breite Öffentlichkeit erreichte. Auch Frank Olivier, kaufmännischer Vorstand der Diakonie Münster, unterstützte die Aktion.

Ein wichtiges Signal für ein neues Wir in der Pflege: Dieses wollten auch der theologische Vorstand der Diakonie Münster, Pfarrer Sven Waske, und zahlreiche Mitarbeitende der Diakonie Münster zusammen mit den anderen Akteuren des Bündnisses “Starke Pflege” setzen.

 

 

 

Auch die WDR Lokalzeit berichtete über die Aktion “Wir könn(t)en Pflege” und das Martin-Luther-Haus der Diakonie Münster. Weitere Informationen finden Sie hier.