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Jung hilft Alt beim Erkunden digitaler Welten

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Martin-Luther-Haus und Overberg-Kolleg starten Pilotprojekt

Was für jüngere Menschen heute selbstverständlich ist, sollte möglichst auch für Seniorinnen und Senioren in ihrem Alltag möglich sein. Die Rede ist von der Nutzung von Smartphones, Tablets und Co. Das Martin-Luther-Haus der Diakonie Münster und das Overberg-Kolleg bringen in einem Pilotprojekt Studierende mit Bewohnerinnen und Bewohnern des Seniorenzentrums zusammen. Gefördert werden soll damit gleich zweierlei: die digitale Teilhabe genauso wie der Kontakt zwischen den Generationen.

Ob es sich um die Begleitung bei einer virtuellen 360°-Museumstour oder die Hilfe bei der Suche nach Podcasts, YouTube-Videos oder gestreamter Musik handelt, beide Seiten werden von dem Projekt profitieren. Darin sind sich die Initiatoren aus dem Martin-Luther-Haus und dem Overberg-Kolleg einig. „Bei den Seniorinnen und Senioren, die in der Lage sind, ihren Alltag mit digitalen Medien zu gestalten, beobachten wir ein wachsendes Interesse. Viele sind hocheifrig und wissbegierig, Neues zu lernen“, sagt Eva Kölbl, Leiterin des Martin-Luther-Hauses. Auch in der Schule sei Digitalisierung ein wichtiges Thema, berichtet Ansgar Heskamp, Schulleiter des Overberg-Kollegs, einer Schulform des Zweiten Bildungsweges. „Wir möchten unseren Studierenden Lernanlässe bieten, die es ihnen ermöglichen, auch in die Praxis zu gehen. Indem wir das Digitale mit dem Sozialen verbinden, schaffen wir eine Win-win-Situation“, so Heskamp.

Mehr Teilhabe durch digitale Medien schaffen

Freuen sich auf das gemeinsame Projekt (v.l.n.r.): Yvonne Plöger, digitale Quartiersmanagerin am Martin-Luther-Haus für den Stadtteil Gievenbeck, Eva Kölbl, Leiterin des Seniorenzentrums Martin-Luther-Haus der Diakonie Münster, Ansgar Heskamp, Schulleiter des Overberg-Kollegs, Dr. Holger Bauer, ev. Religionslehrer und ev. Schulseelsorger am Overberg-Kolleg

Die Corona-Pandemie hat Kontakte zwischen den Generationen in den vergangenen Jahren erschwert oder gänzlich unmöglich gemacht. Das gemeinsame Projekt bietet die Chance, den Gesprächsfaden aufzunehmen, Horizonte zu erweitern und gegenseitiges Verständnis füreinander zu erreichen. „Uns ist es wichtig, den Seniorinnen und Senioren mit Hilfe digitaler Medien mehr Teilhabe an der Außenwelt zu schaffen und umgekehrt den Studierenden den Blick für die Lebenssituationen älterer Menschen zu eröffnen“, sagt Yvonne Plöger. Sie ist digitale Quartiersmanagerin am Martin-Luther-Haus für den Stadtteil Gievenbeck. Viele Studierende würden bereits berufliche Erfahrungen aus dem sozialen Bereich mitbringen oder hätten den Wunsch, nach ihrem Abschluss in diesem Bereich tätig zu sein“, so Dr. Holger Bauer, Lehrer und evangelischer Schulseelsorger am Overberg-Kolleg an der Fliednerstraße sowie Mitglied im Kuratorium des Martin-Luther-Hauses. Angesiedelt ist das Projekt im Fach Evangelische Religionslehre in einem seiner Kurse im 6. Semester. Zwölf Studierende werden den Seniorinnen und Senioren im Frühjahr 2023 digital unter die Arme greifen.

Yvonne Plöger hat das Projekt bereits im betreffenden Religionskurs vorgestellt. Ein Studierender entwickelte schnell die Idee, eine Bewohnerin  oder einen Bewohner zu einem virtuellen Spaziergang zu seinen Lieblingsplätzen in Münster einzuladen. Im Tandem kann ein weiterer Studierender vor Ort im Martin-Luther-Haus bei der technischen Begleitung zur Seite stehen. Den Ideen zur Umsetzung sind praktisch keine Grenzen gesetzt. In der Hauptsache geht es darum, die Interessen der Beteiligten übereinzubringen und vor allem eines zu erreichen: die Freude, gemeinsam digitale Welten zu erobern. Diese kann z.B. auch beim Spielen eines Quiz, Bingo, Schach oder Air Hockey am sogenannten Care Table, einem riesengroßen Tablet, im Seniorenzentrum entstehen.

Gut vernetzt im Quartier

Mit dem Projekt entsteht etwas Neues im Quartier. Für die Seniorinnen und Senioren sei diese Form der Begleitung attraktiv, weil sie individuell zugeschnitten sei. „So ein Angebot hält fit!“, meint Eva Kölbl. Außerdem böte es neue Perspektiven für die persönliche Lebensgestaltung junger Menschen, die Bildung und auch die Schulentwicklung, so Ansgar Heskamp. Durch die Zusammenarbeit von Diakonie Münster als Sozialem Dienst der evangelischen Kirche und dem Overberg-Kolleg als einer Schule des Bistums Münster ist es auch ein ökumenisches Projekt.

Das Martin-Luther-Haus ist eine von 20 Pflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen, die unter dem Stichwort „Miteinander – Digital“ vom Land mit einer finanziellen Förderung ausgezeichnet wurde. Ziel ist es, den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie älteren Menschen aus der Nachbarschaft den kompetenten Umgang mit digitalen Medien zu ermöglichen. Die digitale Quartiersmanagerin, Yvonne Plöger, arbeitet in diesem Rahmen neben dem Overberg-Kolleg auch mit weiteren Netzwerkpartnern zusammen – z.B. mit den Stadtteilhäusern Fachwerk und La Vie sowie der Evangelischen Lukaskirchengemeinde. Intern gibt es eine Kooperation mit dem ambulanten Pflegedienst ‚Diakonie mobil‘.