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Kinderrechtefest setzt Zeichen

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Rechte von Kindern sind an 365 Tagen im Jahr bedeutsam

Kinderrechte sind ein wichtiges Thema in der Arbeit der Kinder-, Jugend- und Familiendienste (KJFD) sowie bei Angeboten des Beratungs- und BildungsCentrums (BBCe). Zusammen mit nahezu 60 weiteren Organisationen sensibilisierten beide Gesellschaften der Diakonie Münster am Sonntag, 24. September, beim großen Kinderrechtefest für die Bedeutung, den Schutz und die Förderung von Kinderrechten. Das vom Kinderschutzbund organisierte Fest fand in Anlehnung an den Weltkindertag am 20. September und das 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens statt.

 „Ich wünsche mir, dass alle Kinder gleichberechtigt sind, egal welche Hautfarbe sie haben oder wo sie herkommen“, sagte der neunjährige Julius. Er war bei strahlendem Sonnenschein am Sonntag mit seiner Familie zum Kinderrechtefest gekommen und machte am Stand der Diakonie auf dem Münsteraner Domplatz Halt. Die 13-jährige Theresia hatte auch eine Meinung: „Ich finde es blöd, dass manche Kinder arbeiten müssen, um die Familie zu ernähren. Alle Kinder sollten zur Schule gehen können und Bildung erhalten.“ Schnell wurde klar, wie wichtig es ist, den Kindern und Jugendlichen zuzuhören sowie deren Wünsche und Bedürfnisse ernst zu nehmen und einen Raum zu geben.

Ganz in diesem Lichte stand auch eine besondere Aktion am Diakonie-Stand. Unter dem Motto „In meinem Königreich haben Kinder ein Recht auf“ konnten die jungen Besucherinnen und Besucher mit bunter Farbe auf großer Leinwand festhalten, welches Kinderrecht sie erlassen würden. Auf dem goldenen Thron daneben durfte jede und jeder Platz nehmen, der sich wie eine Königin oder ein König fühlen wollte, Fotos von Eltern oder Begleitpersonen inbegriffen. Für Verkleidung war gesorgt genauso wie für ausreichend Bastelmaterial, aus dem die Gäste zusammen mit den Mitarbeitenden schöne Kronen zauberten. Die Idee hierzu sei auch in Anlehnung an das Symbol der Diakonie, das Kronenkreuz, entstanden, erläuterte Lisa Bokeloh, Psychologin im Beratungs- und BildungsCentrum. Das Kronenkreuz ist ein Zeichen der Hoffnung, das ermutigen soll.

Zahlreiche Angebote unterstützen Kinder, Jugendliche und Familien

Darüber hinaus gab es in der gemütlichen Gesprächsecke Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung. Interessierte konnten sich über die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten und Beratungsangebote der Diakonie Münster informieren. „Als einer der großen Jugendhilfeträger in Münster tragen unsere zahlreichen Kolleginnen und Kollegen tagtäglich dazu bei, dass Kinder und Jugendliche Gehör bekommen und deren Rechte eingelöst werden“, so Maik Borchard, Mitarbeiter in den Kinder-, Jugend- und Familiendiensten. Wenn die Situation zuhause nicht mehr auszuhalten ist, finden Jungen beispielsweise in der Jungeninobhutnahme JIOBI Schutz und werden dort erst einmal versorgt. Die Notschlafstellen für Mädchen und Jungen bieten Jugendlichen einen sicheren Schlafplatz für die Nacht, etwas zu essen sowie Beratung und Hilfestellung. In den Wohngruppen finden junge Menschen ein Zuhause, wenn die elterliche Fürsorge nicht gewährleistet ist. Im Kinder- und Jugendzentrum MOBILE können Kinder und Teenies viel erleben, neue Freunde kennen lernen, an tollen Projekten teilnehmen und Programm mitgestalten. In den Heilpädagogischen Tagesgruppen (HTGs) wird das Recht auf Bildung großgeschrieben und Kinder insbesondere in sozialer und emotionaler Hinsicht gestärkt.

Auch das Beratungs- und BildungsCentrum bietet Kindern und Familien gleich in mehreren Bereichen wertvolle Unterstützung. Wenn zuhause oder in der Schule der Schuh drückt, hat die Familienberatung ein offenes Ohr und sucht gemeinsam nach Lösungen. Der Jugendmigrationsdienst (JMD) hilft jungen Menschen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte und deren Familien, sich in Deutschland zurechtzufinden. Sie erhalten Beratung, Orientierung, Begleitung und Vermittlung in geeignete Angebote. In Fällen, in denen Erziehungsberechtigte viel Alkohol konsumieren und Kinder nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen oder sich selbst schuldig fühlen, steht die Suchtberatung helfend zur Seite. Zudem gibt es das Gruppenangebot TEMBO für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren aus suchtbelasteten Familien. “Mutig werden mit Til Tiger” ist ein weiteres Gruppenangebot im Beratungs- und BildungsCentrum für vier- bis sechsjährige schüchterne Kinder. Gemeinsam mit Til Tiger werden die Kinder einfühlsam gefördert und gefordert und üben zur Überwindung von Ängsten und Unsicherheiten selbstsicheres Verhalten ein.  Auch die Frühen Hilfen im BBCe haben zum Ziel, Familien zu stärken und die kindliche Entwicklung von Anfang an zu unterstützen. Sie richten sich mit Beratungs-, Vermittlungs- und Begleitungsangeboten an Schwangere und Eltern mit Kindern von null bis sechs Jahren.

Angesichts der ausgelassenen Stimmung auf dem Kinderrechtefest und freudiger Gesichter überall, die offenkundig die Vielzahl spannender Aktivitäten wie Skateboarding, Mitmachzirkus, Fußballdart oder Theaterrallye sowie das bunte Rahmenprogramm, durch das WDR-Moderator André Gatzke führte und bei dem sich auch die Maus die Ehre gab, genossen, hätte sich der Hilfebedarf von Kindern und Jugendlichen für einen Moment leicht ausblenden lassen können. Da war es gut, dass Torben Oberhellmann, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes, der das Kinderrechtefest zusammen mit Projektkoordinatorin Anna Hünker, perfekt organisiert hatte, daran erinnerte, dass Kinderrechte jeden Tag nicht beachtet werden und dass 2,4 Milliarden Euro für die Kindergrundsicherung etwa einem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr gegenüberstehen würden.

Der Wunsch nach Frieden für alle Kinder war groß

Bei der gemeinsamen Fragerunde, bei der neben Torben Oberhellmann außerdem Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW, Oberbürgermeister Markus Lewe sowie Antonia Gärtner und Lorenz Peuser, beide Vorstandsmitglieder des Jugendrates, teilnahmen, wurde der Blick auch auf Kinder gerichtet, die in anderen Ländern der Welt nicht die Möglichkeit haben, in Frieden aufzuwachsen und vor Krieg und Gewalt fliehen müssen. In besonderer Weise wurde an die Kinder aus der Ukraine gedacht, die unterstützt werden müssten. Beim anschließenden Auftritt von Karibuni, Weltmusik für Kinder, stimmte die Zuschauermenge in das Friedenslied ein, in dem es hieß: „Bruder, gib mir deine Hand. Schwester, gib mir deine Hand. Wir alle kommen, kommen heim.“

Es war ein Fest, das sicherlich noch lange nachhallen wird – mit aller Freude, allem Ernsthaften und auch dem Wunsch nach Geborgenheit für alle Kinder. Letztere bezeichnete Oberbürgermeister Markus Lewe als Voraussetzung für die Kinderrechte. Einen kleinen Moment der Geborgenheit erlebten die kleinen Gäste später noch am Stand der Diakonie Münster. Sie durften Felix, den Kuschelhasen aus der beliebten Bücherreihe des Münsteraner Coppenrath Verlags, streicheln. Mit passender Krone zwischen den großen Hasenohren bestieg er für sie sogar den goldenen Thron.