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Knapp 1.000 Menschen demonstrierten für ein soziales Münster

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Kundgebung der AG Wohlfahrt auf dem Prinzipalmarkt

Die Botschaft an die Politik war deutlich: Wenn jetzt nicht gehandelt wird, ist das schleichende Sterben der sozialen Infrastruktur nicht aufzuhalten. Knapp 1.000 Menschen haben am Mittwoch, 8. November, während der Sitzungen des Rats der Stadt Münster für den Erhalt der sozialen Angebote vor dem Münsteraner Rathaus demonstriert.

„Die Kundgebung hat ein deutliches Zeichen gesetzt“, zeigte sich Diakonie-Vorstand Sven Waske von der großen Resonanz beeindruckt. „Aber es darf nicht bei dieser Demonstration bleiben. Wir brauchen mehr Geld im System – für Beratungsstellen und den Offenen Ganztag genauso wie für Freiwilligendienste, Extremismusprävention oder die Wohnungslosenhilfe. Und zwar jetzt und nicht erst 2025 oder am Sankt-Nimmerleinstag.“

Bereits vor dem Düsseldorfer Landtag und in anderen Städten Nordrhein-Westfalens gingen erst kürzlich tausende Menschen auf die Straße, um auf die desaströse Lage aufmerksam zu machen. „Ich bin dankbar, dass sich heute so viele Menschen auf den Weg nach Münster gemacht haben – für eine soziale Stadt! Jetzt braucht es noch die politischen Entscheidungen für ein soziales Münster. Das ist die klare Botschaft die vom Prinzipalmarkt an die politisch Verantwortlichen ausgeht.“

Wohlfahrtsverbände fordern Erhalt eines verlässlichen sozialen Angebots

Gemeinsam forderten die in der AG Wohlfahrt zusammengeschlossenen münsterschen Wohlfahrtsverbände AWO, Caritas, Der Paritätische, DRK und Diakonie die politischen Entscheidungsträger:innen auf, Entscheidungen zu treffen, die ein verlässliches soziales Angebot für die Menschen in Münster erhalten. „Die Politik muss endlich die Menschen stärker in den Blick nehmen“, so der Sprecher der AG-Wohlfahrt, Markus Wallmeier von der Arbeiterwohlfahrt. Eine sterbende soziale Infrastruktur wirke tief in die Gesellschaft hinein mit schwerwiegenden Folgen für die Leidtragenden und hohen sozialen Folgekosten.

„Als AG Wohlfahrt fordern wir eine angemessene Anerkennung und Unterstützung sozialer Einrichtungen und Angebote, die Worten Taten folgen lässt. Die Politik müsse endlich erkennen, dass die soziale Infrastruktur systemrelevant sei. Das müsse sich auch in ihrer Prioritätensetzung widerspiegeln. Es könne nicht in ihrem Interesse sein, dem Sterben der sozialen Infrastruktur tatenlos zuzusehen. „Der Preis dafür ist zu hoch! Es steht zu viel auf dem Spiel“, warnte die AG Wohlfahrt die Politik auch mit Blick auf die Kollateralschäden. „Es ist fünf vor zwölf: Ihr müsst jetzt endlich handeln!“

Von der Wiege bis zur Bahre: Daseinsvorsorge als Ganzes ist betroffen

Betroffen von der desolaten Lage ist der gesamte Bereich der Daseinsvorsorge: von Kita und OGS über Beratung, Betreuung und Therapie bis hin zur Pflege. „Gesellschaftliche Entwicklungen, Umbrüche und Krisen verunsichern. Die Herausforderungen für die Gesellschaft wachsen stetig. Immer mehr Menschen sind auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Das erleben wir jeden Tag ganz konkret“, sagt Pfarrer Sven Waske. Überall können Beratungsstellen die steigenden Nachfragen in Bereichen wie beispielsweise Wohnungslosigkeit, Sucht, Migration oder psychischen Erkrankungen kaum noch bewältigen. Lange Wartezeiten oder das Wegbrechen von sozialen Angeboten bedeutet für die Hilfesuchenden jedoch eine Katastrophe.

Angelika Krüger*, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, die regelmäßig das Angebot des Beratungs- und BildungsCentrums der Diakonie nutzt, ist davon überzeugt, dass die Beratungsstellen den schwächsten Gliedern in der Kette helfen würden, dass sie nicht zusammenbrechen. Auch der 51-jährige Rudolf, der bereits seit vielen Jahren die Hilfe des niederschwelligen Drogenhilfezentrums Indro e.V. in Anspruch nimmt, sagt: „Ich bin auf die Unterstützung der Einrichtung angewiesen. Wenn ich erneut in ein Tief geraten würde und Indro mir nicht mehr helfen könnte, dann wär‘ das mein Untergang.“ Nico Schmidt* ist erst 17 Jahre alt. Aufgewachsen ist er in einem prekären, von Armut und Gewalt geprägten Umfeld. Er ist sich sicher, dass er ohne die Unterstützung des Jugendausbildungszentrums (JAZ) der Caritas auf der Straße landen würde und keine Perspektive hätte.

*Name geändert

 

Die AG Wohlfahrt Münster

Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AG Wohlfahrt) in Münster ist der Zusammenschluss der in der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes NRW zusammengeschlossenen Verbände:

  • Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen
  • Caritasverband für die Stadt Münster e.V
  • Der Paritätische Nordrhein-Westfalen Kreisgruppe Münster
  • Deutsches Rotes Kreuz – DRK-Kreisverband Münster e. V.
  • Diakonie Münster e. V.

 Die AG Wohlfahrt dient neben der Abstimmung ihrer Aktivitäten und Tätigkeiten auf allen Gebieten der Freien Wohlfahrtspflege (Jugend- und Sozialgesetzgebung) insbesondere einer aktiven Begleitung und Ausgestaltung der sozialen Wirklichkeit in der Stadt Münster. Sie arbeitet eng mit der Stadt Münster in Fragen der Jugend, der Schule, dem Sozialen, der Gesundheit und der Wohnversorgung zusammen, ist Partner der Agentur für Arbeit und bietet Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit ein Forum im Austausch fachpolitischer Stellungnahmen. Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege sind Partner der Kommune und unterstützen, unabhängig von der Förderung einzelner Dienste und Leistungen, die Ausgestaltung sozialer Aufgaben. Die Sprecher:innen-Funktion rotiert unter den Mitgliedverbänden und wird derzeit durch die Arbeiterwohlfahrt, Herrn Markus Wallmeier, wahrgenommen.