"Mein Traum war mein Antreiber"
| Geschichten, Geschichten aus der Diakonie Münster, Geschichten aus der Pflege, MeldungAuf dem Weg zum Examen und Pflegefachkraft halfen ihr das Team vom Haus Simeon und VALINDA.
Von der Pflegehelferin zur Pflegefachkraft
Für Petra Aykin (49) war es schon seit Kindheitstagen ein Herzenswunsch, in der Pflege zu arbeiten. Mit 16 Jahren begann sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Als sie während der Ausbildungszeit schwanger wurde, musste sie danach erst einmal andere Herzensaufgaben erfüllen: Zwei Kinder großziehen, später dann beide Elternteile pflegen. So ganz hat sie der Traum des Examens jedoch nicht losgelassen. Mit VALINDA kam ihr großer Moment!
Bienenstich statt Demenz
Bis es so weit war, arbeitete Petra Aykin in verschiedenen anderen Bereichen, unter anderem in einer Bäckerei hinter den Kulissen. „Das war nichts für mich“, sagt sie selbstkritisch. „Ich brauche den Kontakt zu den Menschen.“ Die gebürtige Berlinerin arbeitet mittlerweile seit 15 Jahren im Haus Simeon. Vor einem Jahr bekam sie die Gelegenheit, ihren beruflichen Traum umzusetzen. Die Chance hieß VALINDA. Dieses Programm bietet Ungelernten in der Altenpflege, die über ausreichende Berufserfahrung verfügen, die Möglichkeit, ihre pflegerischen Kompetenzen überprüfen zu lassen. Im Rahmen einer systematischen Nachqualifizierung erhalten sie bei Bestehen den staatlich anerkannten Abschluss als Altenpflegekraft.
VALINDA – Nachqualifizierung für Pflegehilfskräfte innerhalb eines halben Jahres
Einrichtungsleitung und Pflegedienstleitung schlugen Petra Aykin diese Nachqualifizierungsmaßnahme vor, denn Aykin gilt in der Einrichtung als engagiert, fleißig und erfahren. „Ich habe von Anfang an daran geglaubt, dass Frau Aykin das schaffen wird“, so Einrichtungsleiter Klaus Wienker.
Ein halbes Jahr lang fuhr sie alle zwei Wochen zum Caritas Bildungszentrum für Pflege und Gesundheit nach Rheine. „Ich fühlte mich wie eine junge Schülerin, als ich mit Bus und Bahn zur Schule fuhr. Es war ein tolles Gefühl, endlich mal wieder etwas für mich zu tun“, so Aykin.
Zusammen mit einer Kollegin aus der Nachtschicht hat sie sich „reingestürzt“, wie sie berichtet. „Für mich war es meine letzte Chance, endlich mein Examen zu machen“, sagt Petra Aykin. Dabei war sie in der Schule nicht einmal die Älteste. Ein halbes Jahr lang hieß es büffeln: in der Schule, zuhause, im Betrieb. Nicht immer war es leicht, doch sie erhielt viel Zuspruch – von den Lehrkräften und von ihrem Team in der Einrichtung.
Volle Unterstützung von allen Seiten
Mit ihrer Praxisanleiterin Jenny Varela Mira konnte sie im hauseigenen Schulungsraum ihres Arbeitgebers Trockenübungen machen und Gelerntes intensivieren. Susanne Roling, ihre Wohnbereichsleitung auf Wohnbereich 4, setzte weitere Rahmenbedingungen: Es wurden genügend Praxistage in den Dienstplan eingetragen, Infomaterial bereitgestellt, Zuversicht versprüht. „Die Examensprüfungen umfassten acht Prüfungen, die wir genauso wie alle anderen klassischen Pflege-Azubis vor der Bezirksregierung ablegen mussten“, berichtet die 49-Jährige.
Und jetzt? „Ich trage mehr Verantwortung und erfülle Aufgaben, mit denen ich als Pflegehelferin nichts zu tun hatte. Dazu gehören beispielsweise die Pflegedokumentationen und Arztgespräche“, erläutert die Pflegefachkraft. Auch auf dem Bankkonto macht sich der Sprung deutlich bemerkbar. „Meinem Enkelkind habe ich von meinem ersten Gehalt nach bestandenem Examen ein Fahrrad gekauft. Sie hat sich riesig gefreut!“, berichtet Petra Aykin.
Was rät sie anderen Pflegehelferinnen? „Einfach machen! Es lohnt sich in jedem Alter.“