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Ministerin Svenja Schulze besucht Sleep-Ins

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Die Vergessenen in den Blick nehmen

Bundesministerin Svenja Schulze hat die Sleep-Ins für Jungen und Mädchen der Diakonie Münster besucht. Dabei wurde deutlich, dass sich die Probleme junger wohnungsloser Menschen verschärft haben.

Im Austausch wurde deutlich, dass sich die Situation der jungen Menschen, die in die Sleep-Ins kommen in Folge der Corona-Pandemie, Migrationsentwicklung und Kostensteigerungen verändert hat. So berichtet Ministerin Schulze von einer Zunahme von Gewalt gegen Frauen im Zuge der Corona-Pandemie. Auch das Mädchen Sleep-In suchten vermehrt junge Klientinnen auf. „Oft fliehen die jungen Frauen vor häuslicher Gewalt und sexuellen Übergriffen“, berichtet Cornelia Gries vom Mädchen-Sleep-In.

„Wir brauchen in Münster dringend mehr einfachen und finanzierbaren Wohnraum für junge Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr in ihren Herkunftsfamilien leben können“, so Diakonie-Vorstand Sven Waske. „Dass junge Menschen aus Wohnraummangel die nächsten Jahre auf der Straße verbringen, ist keine Option für uns und auch nicht gesamtgesellschaftlich.“

365 Tage im Jahr befinden sich Jugendliche in der Obhut der Notschlafstellen. Die Schwierigkeit, bezahlbaren Wohnraum zu finden und die psychosoziale Situation der Betroffenen führe dazu, dass Aufenthalte in den Notschlafstellen sich nicht selten längerfristig entwickelten, was eigentlich nicht vorgesehen sei, erläutert Ulrich Lips aus dem Team des Jungen-Sleep-Ins. Zunehmend suchten auch Auszubildende Hilfe. Zudem spielten Gewalterfahrungen der Jugendlichen meist eine herausfordernde Rolle. „Die Jugendlichen leiden nicht selten an besonderen psychischen Belastungen wie etwa einer Posttraumatischen Belastungsstörung.“ Darüber hinaus lasse sich eine steigende Tendenz zur eigenen Gewaltbereitschaft beobachten. „Fehlende sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten verschärfen die Situation.“

„Die Bereitschaft, sich miteinander auseinanderzusetzen, dem anderen zuzuhören, hat in der Gesellschaft abgenommen“, sagt Svenja Schulze (SPD). Daher müsse man gerade auch diejenigen in den Blick nehmen, die keine Lobby haben, waren sich die Beteiligten einig. Angesichts der vielfältigen Gewalterfahrungen sei daher auch ein Ausbau des bestehenden therapeutischen Angebots notwendig, so Sven Waske.

Zwar arbeiteten die Teams eng mit den weiteren Akteuren der Jugendhilfe in Münster zusammen, so Bereichsleiterin Daniela Plaumann. „Um den Hilfesuchenden neben einem Schlafplatz auch weiterführende Unterstützung zu ermöglichen, braucht es unsere Netzwerkpartnerinnen in der Stadt, der Diakonie und bei anderen Trägern.“ Zudem sei dringend der ausreichende Ausbau des psychiatrischen Angebots nötig, das dem vorhandenen Bedarf der betroffenen Jugendlichen kurzfristig begegnen kann“, betont Sven Waske.

Derzeit gibt es in den Sleep-Ins vier Plätze für Mädchen und junge Frauen und zwölf Plätze für Jungen und junge Männer. Sie stehen ganzjährig von 18 Uhr abends bis 10 Uhr am nächsten Morgen zur Verfügung.