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Pflegekräfte verdienen mehr Respekt denn je

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Herausfordernde Zeiten in der Pflege

Der Internationale Tag der Pflege wird jährlich am 12. Mai begangen und würdigt weltweit die Arbeit von Pflegekräften, die Großartiges in schwierigen Zeiten leisten. Gute Pflege gewinnt ihre Bedeutung insbesondere durch das Engagement von Pflegekräften, pflegenden Angehörigen und ehrenamtlich in der Pflege Tätigen. Sie halten ein System zusammen, das längst vom Kollaps bedroht ist. Dabei brauchen die enormen Herausforderungen, denen sich die Pflege gegenübergestellt sieht, dringend eine gemeinsame und gesamtgesellschaftliche Lösung.

„Es muss jetzt endlich gehandelt werden“, fordert der kaufmännische Vorstand der Diakonie Münster, Frank Olivier. „Um dem demografischen Wandel und dem steigenden Pflegebedarf der Menschen gerecht zu werden, sind unbedingt nachhaltige Reformen in der Pflege erforderlich.“ Eine übermäßige Bürokratie, rapide Kostensteigerungen im stationären wie im ambulanten Bereich, ein Wegfall von Angeboten und Versorgungsengpässe seien nicht weiter hinnehmbar. Politik und Kostenträger müssten die Rahmenbedingungen endlich an aktuelle Entwicklungen anpassen.

Auch die häusliche Pflege durch ambulante Dienste, die es Betroffenen ermöglicht, so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld zu verbleiben, sieht sich kaum tragbaren Bedingungen gegenübergestellt. Im ambulanten Bereich, so Diakonie-Geschäftsführer, Ulrich Watermeyer, finde durch die tarifliche Entwicklung und Inflation eine Kostensteigerung statt, die enorm sei. Leistungen würden teurer, sodass die Nutzerinnen und Nutzer diese selbst kürzen müssten. Auch Tagespflege- und Kurzzeitpflegeleistungen müssten von den Betroffenen reduziert werden.

Das ist eine dramatische Situation, denn neben der Arbeit in den stationären Altenhilfeeinrichtungen werden in Deutschland die Leistungen ambulanter Pflegedienste zunehmend wichtig. Vier von fünf Pflegebedürftigen in Deutschland werden zu Hause versorgt. Die Zahl der Beschäftigten in ambulanten Pflegediensten hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt. Alleine von 2013 bis 2021 eröffneten in Nordrhein-Westfalen 817 zusätzliche ambulante Pflegedienste. Die Nachfrage nach ambulanten Leistungen ist riesig. Rund fünf bis zehn Anfragen gehen täglich von verzweifelten Angehörigen bei der Diakonie mobil ein, dem größten ambulanten Pflegedienst in Münster.

Steigende Kosten, immer mehr Pflegebedürftige und mangelnde Personalressourcen strapazieren jedoch das System, auch und besonders in der ambulanten Pflege. Die Folge: Im vergangenen Jahr mussten in NRW deutlich mehr Pflegeeinrichtungen aus finanziellen Gründen schließen als in den Jahren zuvor. Von den Insolvenzen im Jahr 2023 betrafen 48 die vollstationäre Pflege, 30 die teilstationäre Pflege, 47 ambulante Dienste und 5 die Kurzzeitpflege (siehe: Landtag NRW Drucksache 18/7970).

Die Situation wird sich weiter zuspitzen: Laut aktuellem Pflegereport der Krankenkasse DAK ist davon auszugehen, dass in den kommenden 25 Jahren deutschlandweit 2,3 Millionen Menschen mehr als heute auf pflegerische Unterstützung angewiesen sein werden. Besonders in den ambulanten Pflegediensten zeichnen sich daher zunehmend regionale Versorgungsengpässe ab. Trotz dieser schweren Rahmenbedingungen leisten Pflegekräfte und ambulante Dienste einen bemerkenswert herausragenden Anteil an der pflegerischen Versorgung.

Quelle: Diakonie Münster mit Material der Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen